„Meine Tür steht immer offen“ 🚪 Das klingt nach Offenheit und Zugänglichkeit. Doch in der Praxis kann der Satz für das Gegenteil stehen und deshalb sollte man ebenso selbstkritisch wie vorsichtig sein. Hier drei typische Gründe:
1. Tarnung autoritärer Führung
Nicht alle Führungskräfte haben die Chuzpe eines Felix Magath. Der erklärte seiner verdutzten Mannschaft in der ersten Teambesprechung beim VfB Stuttgart, dass nur die Führungsspieler Krasimir Balakov und Zvonimir Soldo mit ihm sprechen dürfen. Geil oder? Meistens läuft das aber subtiler. Der Satz „Meine Tür steht immer offen“ dient dann dazu, autoritäre Führung zu verschleiern. Die angeblich offene Tür ist nämlich „eigentlich“ geschlossen. Eine Hürde. Nix Mitsprache. Schnauze halten und ran an die Schippe!
2. Laissez-Faire-Führung
Manche Führungskräfte nutzen den Satz, um sich aus der Verantwortung zu ziehen. Dahinter steht häufig eine gewisse Überforderung. Keine Zeit, zu viel zu tun, zu viele Bälle in der Luft. Anstatt sich also proaktiv zu kümmern und auf die Leute zuzugehen, überlassen diese Führungskräfte den Mitarbeitenden die Initiative. Dieses Problem heißt „Laissez-Faire Führung“ und ist durch Passivität und Entscheidungsvermeidung gekennzeichnet. Kurzfristig mag das verführerisch sei („Lasst mich doch alle in Ruhe mit dem ganzen Gesabbel, hier brennt die Hütte!“), langfristig isses aber eine sehr schlechte Idee. Gebt dem Impuls bitte nicht nach.
3. Kaschieren von Unsicherheit
„Meine Tür ist immer offen“ kann auch Unsicherheit verbergen. Gerade in schwierigen Zeiten ist Transparenz jedoch wichtig. Zieht Euch also nicht ins Schneckenhaus zurück. Teilt Eure Unsicherheit, wenn auch dosiert. Das ist eine Balance. Ihr werdet u.a. für einen breiten Rücken bezahlt, aber ne komplette Schweigezone ist auch doof. Führungskräfte, die sich nicht trauen, aktiv auf ihre Teams zuzugehen, verstecken sich gerne hinter der vermeintlich offenen Tür. Das wiederum kann schnell in Unsicherheit, Desorientierung und Unzufriedenheit des Teams münden.
🔄 Fazit
Echte Offenheit braucht mehr als eine offene Tür. Die allein schafft keine offene Kommunikation. Echte Führung erfordert aktives Zuhören, proaktives Handeln und den Mut, auf Menschen zuzugehen. So entsteht ein Klima des Vertrauens, des Miteinanders und der Zusammenarbeit.
Parallel ist der Satz „Meine Tür steht immer offen“ natürlich keineswegs verwerflich. Aber horcht vor dem Aussprechen noch mal in Euch hinein.
Geht es Euch wirklich um Transparenz, Kommunikation und Mitsprache? Oder wollt ihr womöglich doch lieber Wege/Zeit sparen, seid gerade ein bisschen unsicher oder habt aktuell keinen Bock auf Widerspruch?
Dann gäbs bessere Alternativen. Denn eines ist klar: die Leute sind nicht doof und bekommen schnell mit, wie das mit der offenen Tür in Wirklichkeit gemeint war.
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